Nicht oder nur schlecht heilende Wunden, besonders an den Füßen und Beinen, werden von vielen Betroffenen noch immer als Schicksal betrachtet, mit dem man sich eben abfinden muss. Dabei handelt es sich bei Ulcus cruris oder der Gangrän weder um eine harmlose noch eine seltene Erkrankung. Allein in Österreich sind Zehntausende Menschen in durchaus sehr unterschiedlicher Ausprägung von chronischen Wunden betroffen.
Patientinnen und Patienten mit Unterschenkelgeschwüren und Fußwunden leiden sehr häufig an Schmerzen und Wundinfektionen, die sich auch auf das Allgemeinbefinden negativ auswirken. Die Lebensqualität ist durch nässende und oft übelriechende Wunden stark reduziert, nicht selten kommt es zu Isolation und sozialem Rückzug.
Unser erstes Ziel muss es werden, Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige zu motivieren, auch bei kleineren Wunden – also früh im Krankheitsverlauf – Hilfe zu suchen und anzunehmen. Die Ursache für Unterschenkelgeschwüre sind fast immer Störungen der Durchblutung, oft in Verbindung mit Zuckerkrankheit. Viel seltener – aber umso wichtiger in der Früherkennung – sind Krebserkrankungen an der fehlenden Wundheilung schuld. Venenschwäche und Verengungen der Beinarterien können mit den Möglichkeiten der modernen Medizin erkannt und mit unterschiedlichen Methoden – von Operation bis zu Gefäßdehnung und Venenverödung – wirksam behandelt werden.
Ist die nachteilige Durchblutung korrigiert, verhelfen moderne Wundverbände zu einer rascheren und weniger schmerzhaften Abheilung. Wichtig für die Aufrechterhaltung der Gefäßgesundheit ist eine gesunde Lebensführung mit Kontrolle von Blutzucker, Blutfetten, Blutdruck und Nikotinkarenz. Der Weg führt von einer gezielten Diagnostik der Gefäß- und Stoffwechselsituation zu einem individuellen Therapieplan mit dem Ziel, die Wunde zu heilen oder zu stabilisieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Mein großes persönliches Anliegen an Sie als Betroffene/r ist: Nehmen Sie kompetente medizinische Hilfe in Anspruch! Es gibt für jede Patientin und für jeden Patienten mit einer chronischen Wunde eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation.
Gekürzter Text, die vollständige Version finden Sie in: Hilfe zur Selbsthilfe – Wunden besser verstehen und versorgen
Michaela Krammel (Hg.), ISBN: 978–3‑99052–245‑5
Erschienen im Verlagshaus der Ärzte