Wunden gibt es, seit die Menschheit besteht. Die Geschichte der Wundversorgung reicht also weit zurück. Die Naturvölker behalfen sich dann mit allem, was ihnen zur Verfügung stand: Wurzeln, Rinden, Gräser, Blätter, Sägemehl und sogar Erde. Allem wurde eine Heilkraft nachgesagt.
Um das 5. Jahrtausend vor Christus entwickelte sich das Handwerk der Spinnerei. Von da an wurden vorwiegend textile Erzeugnisse in der Wundversorgung verwendet, diese Leinenfabrikate ähnelten bereits unseren heutigen Mullbinden.
Die ersten Hinweise zur Wundversorgung fand man in Wandmalereien und Schriftstücken aus dem alten Ägypten. Als Lokaltherapeutikum dienten den Ägyptern zur Reinigung von infizierten Wunden vor allem mit Honig getränkte Leinentücher. Diese Leinentücher wurden von Mumienmachern hergestellt.
Auch in der heutigen Wundversorgung wird partiell noch medizinischer Honig eingesetzt. Der sterile Wundhonig wird etwa in Neuseeland aus den Blüten der Manuka gewonnen, die zur Familie der Myrtengewächse zählt.
Andere Völker setzten und setzen noch immer Maden zur Wundreinigung ein. Dazu gehören die Ngemba, ein Stamm der Aborigines in New South Wales, Völker im nördlichen Burma bis in die chinesische Provinz Yunnan und die Maya, die angeblich mit Tierblut getränkte Tücher erst in die Sonne legten, bis Fliegen ihre Eier darauf abgelegt hatten, um sie dann zur Wundversorgung zu verwenden.
Der französische Militärarzt und Chirurg Dominique-Jean Larrey (1766–1842), auch Leibarzt von Kaiser Napoleon, beobachtete während des Ägyptenfeldzugs (1798–1801), dass bei Soldaten Wunden besser abheilten, wenn sie von Maden besiedelt waren.
Lange galt Charpie aus zerzupften Leinwandresten als das perfekte Verbandmaterial. Rohe Baumwollwatte hingegen eignete sich nicht, da deren nicht saugenden Fasern keine Körperflüssigkeit aufnehmen können und es daher bei Verwendung zu fatalen Wundinfektionen kam.
Mehr zur Geschichte der Wundversorgung finden Sie im Patientenratgeber Hilfe zur Selbsthilfe – Wunden besser verstehen und versorgen
Michaela Krammel (Hg.), ISBN: 978–3‑99052–245‑5
Erschienen im Verlagshaus der Ärzte